Wie ich zum Skateboarden kam

Fotograf Dan Farrell unsplash.com

Das Rollbrett aus den USA

Meine erste Erfahrung mit dieser abgefahrenen Sache „Skateboarden“ hatte ich wohl mit 7 Jahren (1986). Unser Nachbar kam mit so einem „Rollbrett“ aus den USA wieder und präsentierte uns das Dingen stolz auf der Strasse. Diese Bretter sahen noch eher aus wie kleine Surfbretter mit Rollen und hatten auch nur ein kurze Nose. Unsere Wohnung in einem drei Familienhaus war in einer Stichstraße, die sich super zum draußen auf der Straße spielen eignete. Ich hatte bis dahin ein paar geniale Rollschuhe, auf die wir immer wieder neue hohe Schuhe drauf geschraubt haben. Die Rollen und Kugellager der Rollschuhe waren der absolute Knaller und wurden niemals ausgetauscht oder verändert. In erster Linie wurde auf Rollschuhen Hockey gespielt oder so schnell wie möglich die Straße heruntergefahren.

Nach einiger Zeit bekam dann der besagte Nachbar ein neues Skateboard und so wurde mir sein altes das Kunststoff-Pennyboard überlassen. Damit durfte ich, ganz nach dem Kredo meiner Eltern, „Schau doch erstmal ob das was für dich ist“ herumprobieren, ob mir das Spaß macht. Wir fuhren damit den ganzen Tag die Straße auf und ab. Es wurde wohl allen Beteiligten ziemlich schnell klar, dass dies der Sport und Lifestyle sein wird, der mich bis heute begleitet.

Meine ersten Skateboard Sets

Meine Eltern haben dann auch eingesehen, dass man mit nem Pennyboard nicht so viel reißen kann und haben mir zum Geburtstag das erste Set geschenkt. Damit war dann schon mehr möglich und wir waren die Helden der Stichstraße.

Erstes Board:      Ron Allen – H-Street – 1988 / gelbe Tracker Achsen / Deathbox Dodo Wheels 97a

Zweites Board Bucky Lasek Slick Deck Gasworks – Powell Peralta – 1993 / Indie Achsen / gleiche Rollen

Geschichte des Münster Monster Mastership

Mitte – Ende der 1980er startete Titus Dittmann mit seinem Münster Monster Mastership. So wurde die ganze Sache mit dem Sakten dann auch in „Good old Schwerte“ noch mehr wahrgenommen. Es gab insgesamt neunmal die „offizielle Skateboard Weltmeisterschaft“ von 1981 – 2006. Wobei die erste Ausgabe auf einem Parkplatz in Muenster stattfand. Auch nahm erst 1987 mit Adrian Demain der erste US-Fahrer teil. Im Jahr 1988 waren dann erstmals andere US-Größen der Szene wie Steve Caballero, Lance Mountain und Rob Roskop mit dabei.  Zusammen mit unseren Eltern waren wir 1989 als Zuschauer in Münster und feierten die Rider um Tony Hawk, Danny Way und Rodney Mullen ab. Das coole war, dass die gesamte Stadt Muenster am Mastership Wochenende von Profis und anderen Skatern überflutet war. Ich erinnere mich z.B. noch an eine Session in Bergfidel, wo wir direkt am Pool standen als Nicky Guerrero die Mega Airs rausgehauen und zwischendurch immer wieder Autogramme gegegeben hat. Bis 1999 wurde der Mastership von Jahr zu Jahr groeßer und irgendwann so groß, dass die Halle Muensterland die ganzen Menschenmassen nicht mehr aufnehmen konnte. Zusammen mit der Monster Rocknight zog der Mastership in dem Jahr nach Dortmund um, wo er bis 2005 stattfand. Leider kam in der riesigen Westfalenhalle nie wieder die „alte familiäre“ Stimmung auf. Und zusammen mit dem Abebben der Besucherzahlen zog der Mastership dann 2005 wieder nach Münster. Leider konnte dann 2006 aus Mangel an Sponsoren und auf Grund der Fussball WM in Deutschland kein Contest stattfinden. Seit dem gibt es das ursprüngliche Konzept der „Weltmeisterschaft / Weltcup“ leider nicht mehr.

Verwandlung der Stichstraße in einen Skatepark

Nach all den Eindrücken die wir beim Mastership 1989 gesammelt hatten, mussten wir unbedingt die Stichstraße ein wenig mit Rampen “ausstatten”. Wir starteten also, aus teilweise vorhandenem Material oder containertem Holz aus dem nahegelegenem Holzhandel, alles an Rampen nachzubauen was möglich war. Wir wollten unbedingt all die genialen Tricks der Pros auf der Schwerterheide nachmachen können. Angefangen mit Jump Ramps über Quarter Pipes bis hin zu Mini Ramps es wurde alles zusammen gezimmert was geht. Wir haben sogar die Eltern des Nachbarn überredet, dass ein Skatepool doch super in den Garten passen würde. Allerdings haben wir dieses Projekt dann nach ca. drei Tagen des Schaufelns wieder aufgegeben.

Skatespots der Jugend:

Zu der Zeit waren Skateparks eine echte Ausnahme, sodass wir teilweise extra für eine Session 45 Minuten mit dem Auto nach Bergfidel (Münster) gefahren sind. Als dann im Keuning Haus in Dortmund der Skatepark eröffnet wurde hingen wir immer häufiger da rum. Unseren Eltern war das einigermaßen unangenehm dorthin zufahren, da wir hinter der Linienstraße (Straße im Dortmunder Norden, die “nur für Männer” zugänglich ist) parken mussten. Von da aus mussten wir dann zu Fuss zum Keuning Haus laufen. Sowieso waren unsere Eltern bestens informierte, welche Rampe in welchem Stadtteil gerade geöffnet war, da sie ja regelmäßig Taxi spielen mussten. Es folgten also Erfahrungen in den Rampen und Skateparks der umliegenden Jugendzentren und Sportplätzen.

Mini Ramp in Do-Schüren, Half Pipe in Do-Brakel, Half Pipe in Schwerte (erster Drop In), Spine-Mini Ramp am Seilersee, Blech Half Pipe in Herdecke, Skatepark Aplerbeck, Skatepark Stadtgarten, Skatepark Dortmund-Holzen Kreisstraße

Seltsame Pause vom Skateboarden

Mitte der Neunziger war Skaten dann auf einmal ein wenig abgeschrieben und ich habe dann „leider“ vom Board auf Inliner umgeschult und die Blech Half Pipe in Herdecke war der „Place-to-Be“. Das Kapitel Inliner war dann allerdings auch wieder nach einiger Zeit vorbei, sodass ich mich erneut dem Skaten widmete. Der nächste Boom kam dann mit dem Playstation Spiel THPS. Auf einmal waren alle Leute von früher wieder auf Ihren Brettern unterwegs und es wurde in allen möglichen neuen Skateparks wie z.B. Stadtgarten oder in Hombruch geshreddet. Seitdem habe ich immer ein Brett besessen und es auch mehr oder weniger benutzt. Die Intensität und Häufigkeit des skaten hat zwar seit damals abgenommen aber ich bin diesem Sport, aber viel mehr dem Lifestyle immer treu geblieben.

Der Spirit lebt weiter

Das Größte ist immer noch mit meinem Bruder eine entspannte Zeit in nem Pool oder der Mini Ramp zu haben. Dazu kommt, dass ich mittlerweile zwei Kinder habe. Es ist großartig den Kindern all die großartigen Erfahrungen und den Way of Life beim Skaten mitzugeben. Zu sehen wie die beiden sich neue Tricks beibringen und auf der eigenen Rampe die ersten Kickturns üben ist genial. In keiner anderen Community habe ich mehr Akzeptanz für Einsteiger und Anerkennung für Beharrlichkeit erlebt wie beim Skaten. Ich denke die „Express-yourself“ Einstellung und den notwendigen Ehrgeiz immer wieder neue Tricks auszuprobieren macht Skaten als einen der ältesten Funsportarten so besonders. Wir werden mit Sicherheit in unseren Podcasts immer wieder auf diese Themen wie Lifestyle bzw. Einstellung zum Leben und Dingen zurückkommen, da es meiner Meinung nach der absoluten Abgrenzung zu klassischen Sportarten bildet.

In diesem Sinne: Free your mind and do what you do best

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