Skateboarding My Love

Fotograf Lukas Sefrin

Bist du nicht zu alt?

Als ich eines Tages in Würzburg mit dem Skateboard unter dem Arm bei der Arbeit erschien und mich mein Chef fragte: „Sag mal Flo, bist du nicht viel zu alt zum Skaten?“ War ich im ersten Moment erstaunt über seine Bemerkung und wusste nicht so ganz was er meinte. Das ein Mitte zwanzigjähriger nicht mehr Skateboard fuhr, war für mich unverständlich. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörte dieses Brett mit 4 Rädern und 2 Achsen zu meinem Leben wie das Pils zum Fußball oder Hanni zu Nanni oder Bob zu Marley. Wie die Liebe zum Skaten begann und was sie so besonders macht habe ich euch einmal in diesem Beitrag zusammen gefasst.

Fotograf Reiner Nierhaus

Alles fing an als Sebi 1989 unbedingt ein Skateboard zu Weihnachten haben wollte. Die Nachbarn in unserer Straße hatten es damals aus den Staaten mitgebracht und infizierten uns mit dem neuen Trend. Ich war damals 4 Jahre alt. Damals fing ich gerade an mein Fahrrad mit Stützrädern zu fahren, aber das reichte dann nicht mehr aus. Ich folgte meinem großen Bruder und wünschte mir zu Weihnachten ein Skateboard. Dank dem Christkind, bzw. meiner Eltern, lag das erste Komplettboard mit einer Ratte als Aufdruck unterm Weihnachts-Baum.

Fotograf Reiner Nierhaus

Die ersten Schritte bis zum Ollie

In der Zeit fing Sebi an mit seinen Freunden Jump Ramps zu bauen. Wir liehen uns das Werkzeug von unserem Vater und verwandelten das aus dem Container gezogene Rest-Holz in kleine Quarterpipes oder Manual Boxen. Die Rampen stellten wir in unserer Straße auf und übten unsere Tricks. Bei Regen haben wir die Rampen mit unseren Skateboards in die Garage transportiert.

Mit ca. 14 Jahren habe ich dann mein erstes richtiges Komplettboard erhalten. Bis dahin konnte ich noch kein Olli oder irgendwelche Tricks. Tony Hawk Pro Skater erschien 1999 auf der PlayStation. Das Spiel motivierte mich sogar bei Minusgraden skaten zu gehen, um endlich den Ollie zu lernen.

Mein erstes Knöllchen fürs Skateboard fahren

Als Sebi dann den Führerschein machte, fuhren wir gemeinsam nach Wuppertal zu Wicked Woods oder nach Essen zur Skate Factory. Der Münster Monster Mastership wurde aus Münster verbannt und wir wurden das erste mal  Zeuge wie Bastien Salabanzi mit unglaublichen Runs Weltmeister in Dortmund wurde.

In meinem Studium fuhr ich dann ein wenig Street in Düsseldorf am Bertha-von-Suttner Platz. Eigentlich war ich es gewohnt in Parks zu fahren, da Düsseldorf zu der Zeit keinen gescheiten Park hatte musste man auf dem Platz hinter dem Bahnhof fahren. Dort steht eine Stahlskulptur die endlose Grinds zu lässt. Leider sieht das Ordnungsamt die Skater nicht so gerne und verpasste mir eines Nachmittags ein Knöllchen. Das Board wurde eingezogen und ich musste es nach einer Woche beim Ordnungsamt abholen. Mit dem Sprung nach Köln fuhr ich auch öfters auf der Domplatte oder in der bekannten Northbrigade.

Barcelona Fondo

Barcelona das Skatemekka Europas

Zwischen Schule und Studium verweigerte ich die Bundeswehr und hatte somit ein halbes Jahr Zeit mich auf das Studium vorzubereiten. Vorab wollte ich aber noch 3 Monate reisen gehen. Dadurch bin ich dann als „Skatecoach“ bei Titus gelandet. Nach einem Wochenendseminar ging es mit dem Reisebus nach Barcelona. 3 Wochen habe ich eine Gruppe von skatehungrigen Kids durch Barcelona manövriert. Von einem Skatespot zum anderen skateten wir von morgens bis Abends die angesagtestens Spots Europas.

Erst nach einer Woche habe ich so richtig geschnallt was Barcelona für ein Hotspot im internationalen Skaten ist. Es war nicht ungewöhnlich, dass man hier und da ein Profi Team aus den Staaten bei ihren Filmaufnahmen traf. Wir skateten MacbaFondoParallel und noch viele weitere Spots die ihr euch auf dem Link unten anschauen könnt. Neben der Begeisterung in einer Stadt zu skaten die wie für Skater gemacht ist überraschte mich auch die bodenständige Art und Weise wie Skater miteinander umgehen. Egal ob Pro-Skater oder Anfänger, man begegnete sich auf Augenhöhe und zeigte dem anderen Respekt egal wie schwierig der Trick ist, den man übte. Sobald ein Skater diesen erfolgreich landete, gab es Anerkennung von Allen.

Skatespots Barcelona

Fotograf Lukas Sefrin

Einmal Leistungssport und zurück

In meiner Jugend habe ich leistungsorientiert Handball gespielt. Zwei bis dreimal die Woche Training und Heim- oder Auswärtsspiele gehörten zum Saisonrhythmus. Der Teamsport gefiel mir gut, da man zusammen ein Ziel erreichen konnte. Wenn ein Teamkollege mal nicht so gut drauf war konnte man sich gegenseitig aushelfen. Gerade beim Handball ist der gemeinschaftliche Zusammenhalt und das Einstehen für den Anderen besonders wichtig. Dennoch wird alles von einem Trainer geleitet und gelenkt. Der entscheidet wann du Liegestütze machst und wann du eine extra Runde auf der Tribüne drehen musst.

Das Skaten war für mich genau der richtige Ausgleich zum leistungsgetriebenen Mannschaftssport. Hier konnte ich entscheiden welchen Trick ich üben wollte und auch wo ich üben wollte. Ich lernte schnell Leute in Skateparks kennen und habe heute noch Freunde die ich ausschließlich über das Skaten kennen gelernt habe. Heute fahre ich in Hamburg Pool, Halfpipe und Bowls und genieße weiterhin die Unabhängigkeit im Sport. Ich freue mich mit Gleichgesinnten eine gute Zeit zu haben und Spaß in und an der Rampe. Das Leben ist zu kurz um Pokale oder Medaillen hinterher zu rennen.

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